BLOG no 9 von Roma Maria Mukherjee

7. September 2020Blog

Hamburg – ein literarisches Indie-Wochenende

Das gerade zurückliegende Wochenende war ein wirkliches Highlight für Literatur- und Buchliebhaber*innen. Im Oberhafen lief seit der Eröffnung am Freitag die Indiecon. Das „Independent Publishing Festival“ hatte in zwei Hallen um die 90 Aussteller*innen und präsentierte tolle kleine, unabhängige Buch- und Magazinverlage. Stephanie Krawehl hat vor Ort bei „Coffee & Publications“ die Gelegenheit gehabt, mit vielen unabhängigenVerlagen zu sprechen. 

Die Vielfalt und Diversität in diesem Bereich ist enorm und eine wahre Freude, den engagierten Verleger*innen vor Ort zu begegnen. Einige Werke davon haben wir ja bereits im Laden und auf der Suche nach neuen Überraschungen für unsere Kund*innen sind wir auch immer wieder begeistert von all’ dieser liebevollen Verlagskunst. Es war toll, liebgewonnene Verlage wie textem /Hamburg, den JaJa Verlag /Berlin, Punktum, Argument Verlag/Hamburg und das Magazin Literarische Diverse /Berlin zu treffen und auch neue Verlage und Produkte zu entdecken, wie zum Beispiel das Magazin von Ruhm & Ego /Hamburg und die Bücher der PalmArtPress /Berlin.

Die Messe war von den Organisator*innen sehr umsichtig vorbereitet worden. Tickets waren kostenfrei. Im Vorfeld musste man sich online registrieren und konnte einen Slot von einer Stunde reservieren. Dadurch war nichts überlaufen, die Saaltüren waren die ganze Zeit über geöffnet, die Räume somit optimal durchlüftet und überall gab es Desinfektionsspender. Die Stände hatten auf ihren Ausstellungstischen Rahmen aus Holz mit Folie als Schutz, die wie Bilderrahmen wirkten und der Veranstaltung somit auch noch einen kreativen Rahmen gaben. Die Stimmung war trotz der Einschränkungen durch die Pandemie gut, alle waren froh, dass mit den besonderen Rahmenbedingungen die Indiecon dieses Jahr überhaupt stattfinden konnte.

Am Samstag lief parallel die Hamburger 7. „Lange Nacht der Literatur“. Es gab weniger Leseplätze als in den vorherigen Jahren. Und doch fanden vom Nachmittag bis in den Abend verschiedene literarische Veranstaltungen live und digital statt. Die Lesesaal Buchhandlung hatte sich dieses Jahr im Vorfeld dazu entschlossen, 2020 ausschließlich digital teilzunehmen. So fanden Gespräch und Lesung der kanadischen Autorin Michelle Winters („I am a truck“/“Ich bin ein Laster“, übersetzt von Barbara Schaden, Wagenbach 2020) in englischer Sprache live auf unserem Instagram-Kanal statt. Noch nie war es so einfach, eine Lesung „über den großen Teich“ zu organisieren. Dieses Format, und auch nur dieses, ermöglicht es allen Interessierten, im Anschluss an die Veranstaltung das Gespräch noch kostenfrei ansehen zu können und zwar hier. Vielleicht wisst ihr es – der Lesesaal präsentiert jedes Jahr während der Langen Nacht der Literatur eine Autorin aus dem Gastland in Frankfurt.

               

Wir hoffen, ihr hattet ebenfalls ein tolles Wochenende und freuen uns darauf, euch im Herbst im Laden zu sehen oder mit euch via Social Media kommunizieren zu können!

Roma Maria Mukherjee

Photos von der Indiecon: Eberhard Schlie

 

BLOG no 8 von Roma Maria Mukherjee

2. September 2020Blog

Plötzlich Herbst – Bücher, Events, Preisverleihungen

Eine knappe Woche ist seit dem letzten Blogbeitrag vergangen und schon befinden wir uns in einer neuen Jahreszeit: es ist Herbst geworden. Für Buchliebhaber*innen ist das eine wundervolle Jahreszeit. Wenn die Tage kürzer werden, die Couch, eine warme Decke und heiße Getränke auf uns warten. Dazu erscheinen viele neue Bücher, denn der Herbst ist ja auch Buchmessenzeit.

2020 läuft anders ab als die Jahre zuvor. Die Buchmesse findet überwiegend digital statt, einige kleinere Verlage haben Veröffentlichungen in das nächste Jahr hinein verschoben und zahlreiche Veranstaltungen werden nicht oder nur mit sehr eingeschränkter Teilnehmer*innenzahl stattfinden können. Jedoch hat sich gerade die Buchbranche seit März mit viel Kreativität den Herausforderungen der Pandemie gestellt und hat eine Menge auf die Beine gestellt. Es gibt trotz allem zahlreiche Neuerscheinungen, interessante Hybrid-Veranstaltungen, Wettbewerbe und Preisverleihungen. Einige stehen noch aus.

Die Neuerscheinungen werden, so wie in den vergangenen Monaten, bei uns weiterhin auf unseren Social Media Kanälen und insbesondere bei unserem Instagram Live Format „Vorgelesen bekommen“ von uns mit viel Leidenschaft präsentiert. Am 29. September dürfen wir euch voller Stolz bereits die 50. Folge von „Vorgelesen bekommen“ präsentieren. Dafür bereiten wir derzeit ein Special vor und freuen uns sehr, wenn ihr euch an dem Abend zuschaltet. Wir werden euch im Vorfeld den Mund ordentlich wässerig machen.

Neuerscheinungen werden wir im Herbst und Winter mit ausführlichen Blogbeiträgen hier auf unserer Webseite würdigen – derzeit stehen hier noch Veranstaltungen, Veränderungen und Informatives aus dem Netz im Vordergrund.

Zum Thema Hybrid-Veranstaltungen: Am vergangenem Montag, den 31. August, hat das Literaturhaus Hamburg den „Longlist-Abend“ des Deutschen Buchpreises 2020 in solch einem Format veranstaltet. 13 der 20 nominierten Autorinnen und Autoren haben sich auf der Bühne der Akademie der Freien Künste einem Gespräch und einer etwa zehnminütigen Lesung aus ihren nominierten Werken gestellt. Es gab eine limitierte Anzahl von Zuschauer*innen im Saal und mehr als 200 Personen, die von ihrem Zuhause aus den Livestream verfolgt haben, wofür man bis kurz vor der Veranstaltung online Tickets erwerben konnte. Technisch lief der Livestream (fast) sehr gut. Aus unserer Sicht kann dieses Format richtungsweisend für die Zukunft sein. Denn so haben viele Menschen die Gelegenheit, an einer besonderen Veranstaltung teilzunehmen, auch wenn sie nicht vor Ort sein können. 

Nicht Hybrid, dafür aber ausschließlich digital, wird unsere Lesung anlässlich der „7. Langen Nacht der Literatur“ in Hamburg am kommenden Samstag laufen. Wir hatten bereits im letzten Blogbeitrag etwas dazu geschrieben und halten das Thema hier noch mal präsent: Am Samstag, den 05.09.2020 um 18.00 Uhr könnt ihr das Gespräch und die Lesung mit Michelle Winters, live aus Toronto, Kanada, auf unserem Instagram-Account verfolgen: https://instagram.com/lesesaal_hamburg?igshid=7ibims3hvnjb Gemütlich vom Wohnzimmer aus, Chips oder Naschereien dazu und der außergewöhnlichen Geschichte von „Ich bin ein Laster“ („I am a truck“, die Lesung findet in englischer Sprache statt) gebannt lauschen. 

Am Wochenende findet in Hamburg gleichzeitig die 7. „Indiecon“ statt. Das „Independent Publishing Festival 2020“ findet am Oberhafen statt und im Mittelpunkt stehen die unabhängigen Verlage und ihre wundervollen „Indiebooks“. Zur Webseite gelangt ihr hier. Im Jahr der Pandemie eine besondere Herausforderung. Tickets für Besucher*innen gab es (inzwischen fast ausgebucht) auf der Webseite kostenfrei, man musste sich jedoch registrieren und die Tickets erlauben den Eintritt auch nur für jeweils exakt 1 Stunde. Wir sind gespannt, wie das vor Ort laufen wird und freuen uns sehr auf die Messe. Stephanie Krawehl als Inhaberin des Lesesaals ist natürlich unabhängig von diesem Buchungssystem vor Ort, für Gespräche mit den Aussteller*innen, aber ich bin für die Social Media Berichterstattung als Besucherin dort und werde berichten, wie das Ticketing dann funktioniert hat. Alle die Tickets reserviert haben wurden gebeten, diese bitte zu stornieren, falls sie absehen können, dass sie nicht erscheinen werden. Falls ihr also bislang noch kein Ticket ergattern konntet – vielleicht gibt es ja in den nächsten Tagen kurzfristig noch die Chance auf diese Weise die „Indiecon“ besuchen zu können.

Wir „sehen“ euch dann auf Instagram, bei der Indiecon oder lieber noch direkt im Lesesaal an der Stadthausbrücke!

Roma Maria Mukherjee

„Im Fallen lernt die Feder fliegen“ von Usama Al Shahmani

31. August 2020Lese-Empfehlung

 

Die irakischstämmige Aida verleugnet ihre Herkunft, was immer wieder zu Streit mit ihrem Freund führt. In ihrer Not setzt sie sich hin und beginnt aufzuschreiben, was sie nicht sagen kann. Geboren in einem iranischen Flüchtlingslager, kam sie mit ihren Eltern und der älteren Schwester in die Schweiz. Die Mädchen gehen zur Schule, aber ihre Eltern kommen mit dem westlichen Alltag nicht zurecht und verklären mehr und mehr ihre Heimat. Der Vater, ein konservativer Theologe, beschliesst schliesslich, mit der ganzen Familie in den Irak zurückzukehren. Aber was für die Eltern die Heimat ist, die sie einst verlassen haben, ist für die beiden Schwestern ein fremdes Land. Als die Ältere verheiratet werden soll, fliehen sie nun ihrerseits und gelangen als unbegleitete Minderjährige in die Schweiz. Aber auch sie lässt die Vergangenheit nicht los.

Wieder gelingt es Usama Al Shahmani, vielschichtig von der grossen inneren Anstrengung von Flüchtlingen bei ihren Integrationsbemühungen zu erzählen und dabei immer ein Fenster zur Hoffnung offenzulassen. Und nicht zuletzt überwindet er selbst die Mühsal des Exils durch das Verschmelzen der arabischen mit der westlichen Kultur im Erzählen.

Usama Al Shahmani, geboren 1971 in Bagdad und aufgewachsen in Qalat Sukar (Nasiriya), hat arabische Sprache und moderne arabische Literatur studiert, er publizierte drei Bücher über arabische Literatur, bevor er 2002 wegen eines Theaterstücks fliehen musste und in die Schweiz kam. Er arbeitet heute als Dolmetscher und Kulturvermittler und übersetzt ins Arabische, u. a. «Fräulein Stark» von Thomas Hürlimann, «Der Islam» von Peter Heine und «Über die Religion» von Friedrich Schleiermacher. Sein erster Roman «In der Fremde sprechen die Bäume arabisch» wurde mehrfach ausgezeichnet und war u. a. für das «Lieblingsbuch des Deutschschweizer Buchhandels» nominiert.

 

BLOG no 7 von Roma Maria Mukherjee

28. August 2020Blog

Buchblog-Award 2020 – #Bubla2020

Was haben wir uns diese Woche gefreut – wir wurden für den Buchblog-Award 2020 mit unserem Instagram Account nominiert! Das bedeutet uns wahnsinnig viel, arbeiten wir doch seit 2019, und besonders verstärkt seit Januar 2020, an diesem Kanal und auch auf vielen anderen Social-Media-Aktivitäten. Bis zum 08. September könnt ihr uns unterstützen und uns noch eure Stimme geben und zwar hier.

 

 

Was genau ist denn der Buchblog-Award? 2017 ins Leben gerufen, dient dieser Wettbewerb dazu, den zahlreichen Buchblogs und Social-Media-Kanälen von Buchblogger*innen gebührende Aufmerksamkeit zu verschaffen, die sich mit ihrem Engagement rund um Bücher und Literatur in der Buchbranche verdient gemacht haben und dabei das Buch in den Vordergrund stellen (wo es als Medium mit Tradition doch ganz sicher auch hingehört). Veranstalter sind Net Galley (Online-Plattform für digitale Leseexemplare) und der Börsenverein des Deutschen Buchhandels. Mehr zu den Veranstaltern findet ihr wiederum hier.

Kurz gesagt: Das Schreiben über das Schreiben von Profis, Semi-Profis und anderen Bibliophilen kommt bei diesem Award zusammen.

Der Award wurde zunächst in den Kategorien „Bester Buchblog“ und „Bester Newcomer“ verliehen. Seit 2019 gibt es auch noch die Kategorien „Bester Buchhandelsblog“ (muss von einer Buchhandlung betrieben werden) und „Bester Verlagsblog“ (muss von einem Verlag geführt werden). Bei den ersten beiden Kategorien entscheidet eine Jury mit (die Mitglieder der Jury könnt ihr hier näher kennenlernen), bei den letzten beiden entscheidet das Publikum, also ihr. Jeder kann insgesamt vier Stimmen vergeben (vier Nominierungen): Für jede der vier Sparten könnt ihr also jemanden nominieren.

Es ist übrigens als Buchhandlung und als Verlag auch erlaubt, sich selbst zu nominieren. Die einzelnen Phasen des Awards und was während des jeweiligen Zeitraums passiert, könnt ihr auf der Webseite des Awards nachlesen. Die diesjährigen Preisträger*innen werden im Oktober digital, im Rahmen der Frankfurter Buchmesse, gekürt.

Es sind in allen vier Bereichen wirklich ganz tolle Blogs und Social-Media-Accounts dabei, die Bücher als ihre Leidenschaft begreifen und sicher die „Liebe zum Buch“ ganz exzellent vermitteln. In der Kategorie „Bester Buchblog“ sind teilweise Accounts mit ganz fantastischen, kreativen und sehr witzigen Fotos und Videos dabei. Diese sind sicher auch außerhalb der Branche sehr inspirierend.

Wir würden uns sehr freuen, wenn ihr euch den Award näher anschaut. Wir weisen hier zum Abschluss noch mal auf unseren Instagram-Account hin und wären natürlich sehr glücklich, wenn ihr in der Sparte „Bester Buchhandlungsblog“ für die Lesesaal Buchhandlung stimmt. Wir wünschen allen nominierten Blogs „bonne chance“!

Habt ein wunderbares Wochenende – meteorologisch ja wohl das letzte Sommer-Wochenende!

Roma Maria Mukherjee

 

 

Marieke Lucas Rijneveld mit „Was man sät“

27. August 2020Lese-Empfehlung

Marieke Rijneveld erzählt in ihrem Roman vom Zerbrechen einer calvinistischen Familie. Gerade wurde ihr Debütroman „Was man sät“ mit dem International Booker Prize ausgezeichnet.

Kurz vor Weihnachten bemerkt die zehnjährige Jas, dass der Vater ihr Kaninchen mästet. Sie ist sich sicher, dass es dem Weihnachtsessen zum Opfer fallen wird. Das darf nicht passieren. Also betet Jas zu Gott, er möge ihren älteren Bruder anstelle des Kaninchens nehmen. Am selben Tag bricht ihr Bruder beim Schlittschuhlaufen ins Eis ein und ertrinkt. Die Familie weiß: Das war eine Strafe Gottes, und alle Familienmitglieder glauben, selbst schuld an der Tragödie zu sein. Jas flieht mit ihrem Bruder Obbe und ihrer Schwester Hanna in das Niemandsland zwischen Kindheit und Erwachsensein, in eine Welt voll okkulter Spiele und eigener Gesetze, in der die Geschwister immer mehr den eigenen Sehnsüchten und Vorstellungswelten auf die Spur kommen.

Was bedeuten Familie, Glaube, Zusammenhalt? Wie kann man anderen beistehen, wenn man mit den eigenen Dämonen zu kämpfen hat? Marieke Lucas Rijneveld hat einen gewagten, einen kräftigen und lebendigen Roman geschrieben, der unsere innersten Gewissheiten hinterfragt.

BLOG no 6 von Roma Maria Mukherjee

22. August 2020Blog

Die 7. „Lange Nacht der Literatur“ in Hamburg

Lesungen in der ganzen Stadt verteilt, kreuz und quer durch Hamburg fahren, laufen, literarische Orte überall: Das ist das Konzept der „Langen Nacht der Literatur“ seit 2014, immer am 1. Samstag im September. In diesen unseren Zeiten eine Herausforderung, die Nacht auch in diesem Jahr mit Kompromissen und kreativen Lösungen umzusetzen.

Insofern überrascht es nicht, dass dieses Jahr weniger Veranstaltungen stattfinden werden als im Vorjahr. Dennoch gibt es ein stolzes Programm und die Quantität wird durch das Engagement der Hamburger Literaturszene ausgeglichen: Am 05. September 2020 gehört die Stadt der Literatur und den Büchern. Nicht nur die Stadt wird erobert – es gibt auch virtuelle Veranstaltungen. So öffnet sich diese regionale lange Nacht auch all’ denjenigen, die an anderen Orten Deutschlands und der Welt des Nächtens in Begegnung mit Autor*innen, Buchhandlungen und Leser*innen kommen möchten. Das gesamte Programm findet ihr hier im Netz: http://www.langenachtderliteratur.de/index.php – section-program

Programm gibt es aber nicht nur in der Dunkelheit, denn tagsüber läuft in Hamburg schon die Indiecon 2020 (Independent Publishing Festival) im Oberhafen, sondern auch literarisches Programm für die Kleinen und Großen. So zum Beispiel am Nachmittag im Taucher-Zentrum-Hamburg – dort findet eine Lesung für Kinder statt mit Gerhard Wegner.

Der Lesesaal hingegen setzt seinen Weg in die virtuelle Welt an diesem Abend fort. Wie in jedem Jahr gibt es bei uns eine Lesung mit einer Autorin aus dem Gastland in Frankfurt. Dieses Jahr ist es Kanada. Kanada wird dieses Jahr aufgrund der Einschränkungen nicht in der Art und Weise vor Ort sein können, wie alle anderen Gastländer das in den Vorjahren praktiziert haben, sondern hauptsächlich virtuell. Der geplante Gastauftritt wird im kommenden Jahr nachgeholt. Kanada hat also zwei Jahre den Status des Gastlandes. Das Internet macht jedoch möglich, eine Lesung mit einer kanadischen Autorin unkompliziert stattfinden zu lassen: bei Instagram Live.

Um 18.00 Uhr deutscher Zeit liest und spricht Michelle Winters aus/über ihren Debütroman „Ich bin ein Laster“ in unserem Instagram-Account https://instagram.com/lesesaal_hamburg?igshid=59d06ppsjp3r

Die Lesung findet in englischer Sprache statt (der englische Titel lautet „I am a truck“ und ist 2016 erschienen), Stephanie Krawehl moderiert.  Wir freuen uns sehr, dass wir von der Tradition, einen Beitrag aus dem Gastland der Buchmesse präsentieren zu können, nicht abweichen müssen. Da bei Veranstaltungen vor Ort Abstandsregeln eingehalten werden müssten, können wir virtuell viel mehr Zuschauer*innen die Gelegenheit geben, die Autorin live zu erleben.

Zur Autorin: Michelle Winters lebt in Toronto und ist als Autorin, Malerin und Übersetzerin tätig. In ihrem Erstlingswerk geht es um eine skurrile Liebesbeziehung, einen Kriminalfall, kuriose Wendungen und die Spannung zwischen französischem Folk und kanadischem Rock. Lasst euch mitreißen, wenn die Autorin aus dieser außergewöhnlichen Geschichte liest. 

Der Roman „Ich bin ein Laster“ ist im März 2020 bei Wagenbach erschienen – auch hier gilt wieder die Kampagne #zweiterfruehling. Der Roman wurde aus dem kanadischen Englisch von Barbara Schaden übersetzt. Die schöne Ausgabe in der Reihe Salto hat 144 Seiten, ist in rotes Leinen gebunden mit Lesebändchen und Prägung – auch für die Augen und haptisch ein Genuss!

Wir freuen uns auf euren virtuellen Besuch am Samstag, den 05.09.2020 um 18.00 Uhr auf unserem Instagram-Account und wünschen euch viel Vergnügen bei der #LNDLHH20.

Roma Maria Mukherjee

BLOG no 5 von Roma Maria Mukherjee

15. August 2020Blog

#womenintranslation

Seit 2014 ist der Monat August der #WITmonth – „womenintranslation month“ (was so viel heißt wie „Monat der übersetzten Autorinnen“). Diese Initiative geht zurück auf die Buchbloggerin Meytal Radzinski. Diese stellte fest, dass die Übersetzungen weiblicher Autorinnen auf dem Buchmarkt und in der Branche einige Probleme haben, wenn sie nicht in englischer Sprache schreiben. Für viele Betroffene gestaltet es sich als schwierig, einen Verlag und eine entsprechende exzellente Übersetzung im englischsprachigen Raum zu finden – um das kurz auf einen Nenner zu bringen. Im Netz gibt es einige ganz hervorragende Beiträge zu dem Ursprung dieser Aktion. In englischer Sprache gibt dazu einen Beitrag, unter vielen, von 2019 von Aaron Robertson bei Literary Hub https://lithub.com/welcome-to-women-in-translation-month/.

Auch in Deutschland berichten einige Blogger*innen über diese Initiative und deren aus den vergangenen Jahren stammenden Beiträge lassen sich einfach per Suchmaschine unter Verwendung der beiden genannten Hashtags finden.

Die Lesesaal Buchhandlung möchte diese wichtige Initiative von Meytal Radzinski in einem erweiterten Kontext für den deutschsprachigen Raum verbreitet wissen. Die 2014 von der Bloggerin beobachtete Problematik gilt gewiss auch für den deutschsprachigen Markt, in dem es selbst Schriftstellerinnen in Landessprache schwerer haben verlegt zu werden als ihre männlichen Kollegen. Die wichtige Übersetzungsarbeit wird auch sehr häufig nicht genannt, nicht ausreichend gewürdigt und die Übersetzer*innen sind sehr oft leider viel zu unbekannt. Auch hier scheint es so, als wären die weiblichen Übersetzerinnen von dieser Unsichtbarkeit deutlich häufiger betroffen. Das gesamte Phänomen wurde auch sehr ausführlich in einem Zeit-Artikel aus 2016 von Katy Derbyshire beleuchtet. Der Titel lautet: „Der Literaturbetrieb hat ein Problem mit Frauen“.

Das Team vom Lesesaal beobachtet die Literaturbranche genau und stellt fest, dass dieses Problem auch 2020 leider unverändert weiter besteht. Es uns ein Anliegen, ein kleines Stück dazu beizutragen, dass sich daran endlich etwas ändert.

Für den Beitrag zum #WITmonth gibt es hier ein Werk, was sich durch die Aufmachung der Original-Ausgabe und der deutschen Übersetzung wunderbar eignet, um es an dieser Stelle zu zeigen. Wenn ihr euch das beigefügte Foto anseht, dann werdet ihr auf einen Blick erkennen, weshalb. Zunächst aber etwas zum Buch, zur Autorin und zur Übersetzerin.

Das Herz einer Honigbiene hat fünf Öffnungen. Über das Jahr, in dem ich Imkerin wurde“ von Helen Jukes. Das Buch ist aus dem Englischen übersetzt worden von Sofia Blind und die deutsche Übersetzung ist 2018 bei DuMont erschienen (304 Seiten, € 12,00 als TB). Helen Jukes wurde 1984 geboren, hat ein Psychologie-Studium absolviert und arbeitet unter anderem auch journalistisch. Außerdem engagiert sie sich leidenschaftlich für das Wohl der Bienen und der Natur.

 

Zum Inhalt des Buches:

Ohne einen Ort, der sich nach Heimat anfühlt, verliert man Halt im Leben. Ständige Umzüge, wechselnde Liebesbeziehungen, Architektur ohne Seele und Räume ohne Pflanzen – das zermürbt. Dann bekommt Helen Jukes unerwartet eine Bienenkolonie geschenkt. Diese Inobhutnahme verändert ihr Leben von Grund auf. Wodurch dies genau geschieht und wie sie ihr Leben neugestaltet – dafür empfehlen wir euch die Lektüre von diesem Werk.

 

Wie immer interessieren uns eure Ansichten sehr. Kanntet ihr den #WITmonth schon? Vielleicht habt ihr ja darüber auch schon selbst geschrieben oder den Hashtag genutzt. Schreibt uns doch einfach über die sozialen Medien oder lasst uns im Laden und auf anderen Wegen wissen, ob ihr die Problematik des Literaturbetriebs mit Frauen auch wahrnehmt, erlebt oder wie euer Eindruck dazu ist.

Roma Maria Mukherjee

 

BLOG no 4 von Roma Maria Mukherjee

4. August 2020Blog

Die Liebe zu Büchern

In einer Buchhandlung stehen Bücher im Mittelpunkt. Zunächst sind diese ’nur‘ Produkte, welche zum Verkauf stehen. Aber sind literarische Werke wirklich nur Waren wie Klopapier, Bleistifte oder Kaffeetassen? Vermutlich schütteln hier nicht nur Buchhändlerinnen und Buchhändler, sondern auch die meisten Beteiligten im Literaturbetrieb sowie die zahlreichen Leserinnen und Leser energisch den Kopf.

In den vergangenen Wochen gab es in den Feuilletons, in den sozialen Medien und in diversen Blogs einen Diskurs über die Rolle der Literaturkritik in der heutigen Zeit. Auf der einen Seite befänden sich die heterogenen Positionen von Literaturblogger*innen, die mehr über Befindlichkeiten schrieben als dezidierte Literaturanalyse betreiben würden, und auf der anderen Seite die Riege der Literaturkritiker*innen, die die Werke mit einer ihnen zugeschriebenen Distanz unter die Lupe nähmen und somit eine wichtigere Rolle in der Welt der Literaturvermittlung einnehmen würden.

Gibt es diesen vermeintlichen Gegensatz wirklich oder stehen sich beide Seiten nicht an und für sich viel näher, als dies die mediale Auseinandersetzung suggeriert? Sind nicht alle durch die gemeinsame Liebe zu den Büchern, der Literatur und dem geschriebenen Wort vereint?

Laut einem Online-Artikel des Börsenblattes aus dem Juni 2019 markierte das Jahr 2018 nach einer langen und entbehrungsreichen Zeit eine Trendwende in der deutschen Buchbranche. Die Zahl der Buchkäufer*innen stieg im 6-stelligen Bereich, die Umsätze blieben stabil und die Tendenz für das vergangene Jahr war steigend. 2020 kam dann die Pandemie und wirbelte die gesamte Welt auf eine noch nicht gekannte Weise durcheinander. Ist dieses besondere Jahr ein guter Zeitpunkt für den Literaturbetrieb, um Differenzlinien der verschiedenen Beteiligten zu verstärken oder sollte der Fokus nicht lieber auf den Leistungen aller Engagierten liegen? Verliert der etablierte Literaturbetrieb an Bedeutung durch die Aktivitäten von Blogger*innen oder Aktivist*innen in den Sozialen Medien?

Wir meinen, dass alle Bemühungen um die Vermittlung von Literatur ihren Platz haben. Die eigentliche Bedeutung eines Werkes entsteht ja dadurch, dass es wahrgenommen und gelesen wird. Dazu braucht es Publikum. Dieses Publikum ist naturgemäß heterogen, liest aus unterschiedlichen Gründen zu verschiedenen Anlässen und hat somit auch viele verschiedene Bedürfnisse. Die literaturwissenschaftlich interessierte Leserschaft schätzt sicher auch weiterhin dezidierte literaturkritische Zeitungsartikel. Instagram-Nutzer freuen sich vielleicht auch über den Tipp der Woche eines Accounts, dem sie oder er folgen und dessen Empfehlung sie anlässlich eines Geburtstages beispielsweise verschenken möchten. Vielleicht ist eben dieses Posting mit dem Stichwort „leicht und schnell zu lesen“ die Motivation, dieses Buch in die Kaufentscheidung mit einzubeziehen. Oder jemand sucht Literatur zu einem bestimmten Ort, um sich für eine Reise einzustimmen, dass über die Suche bei Google auf einen ausführlichen Blogbeitrag hinweist, der darüber hinaus auch noch viele andere unterhaltsame Inhalte für die Suchenden aufweist. Vielleicht kommen Suchende und Bloggende über die Kommunikationsfunktion eines Beitrags auch noch mit einander in Kontakt und haben weiterführenden Austausch als nur die sachliche Analyse oder Bewertung eines Textes.

Die Diskussion über das „Entweder-Oder“ erinnert ein wenig an die Debatten über die Kategorien „Unterhaltung“ oder „Ernsthaftigkeit“. Zum Glück sind aber sowohl Bücher, Verlage, Tätigkeiten im Literaturbetrieb und natürlich auch Buchhandlungen und Leser*innen vielfältig. Für alle gibt es einen Platz, eine Berechtigung und hoffentlich auch weiterhin viele neue Bücher.

Wie immer freuen wir uns, wenn ihr mit uns in Kontakt tretet. Kommt vorbei, schreibt uns via Social Media oder kontaktiert uns per Mail. Lasst uns gerne wissen, wie eure Ansichten zu dem Thema sind. Wir wünschen euch eine angenehme Woche!

Roma Maria Mukherjee

 

 

BLOG no 3 von Roma Maria Mukherjee

30. Juli 2020Blog

Auf Entdeckungsreise in Büchern

Es ist Sommer. Zugegeben, der fällt in diesem Jahr anders aus als sonst. Der Juli ist unerwartet kühl  im Norden gewesen. Die Pandemie macht vielen Urlaubsplänen und Sommervergnügen einen Strich durch die Rechnung. Welche Erlebnisse sind heute sicher, verlässlich und abwechslungsreich und wo können wir diese finden.

Auf den letzten Teil der Frage kann der Lesesaal eine schnelle Antwort liefern: in Büchern. Romane, Krimis und Kurzgeschichten sind fast überall zu finden. Einige haben wir sicher bereits im Regal stehen (der SUB lässt grüßen) oder eine der zahlreichen Buchhandlungen in der jeweiligen Nähe haben gut gefüllte Regale, die zum Stöbern einladen und euch sicher liebend gerne dabei unterstützen.

Ihr vermisst Paris? Wie wäre es mit dem Roman „Das letzte Mal in Paris“ von Elliot Paul, veröffentlicht im Augsburger Maroverlag? Völlig ohne Abstandsregeln könnt ihr in Gedanken durch die Pariser Straßen flanieren und nebenbei nicht nur den Ort, sondern auch die Zeit wechseln: Ihr taucht in die zwanziger Jahre des vergangenen Jahrhunderts ein. Einzelne Episoden werden zu einem Roman verbunden und in Gedanken könnt ihr die Hotelbars der Vergangenheit natürlich auch ohne Maske aufsuchen.

Ihr habt Sehnsucht nach etwas Spannung und möchtet gedanklich den Kontinent verlassen? Dann können wir euch die preisgekrönte Krimireihe um „Inspektor Armand Gamache“ der kanadischen Journalistin und Autorin Louise Penny empfehlen. Kanada hat seinen Auftritt auf der Frankfurter Buchmesse ins Jahr 2021 verschoben – somit bleibt ausreichend Zeit, sich auf das nordamerikanische Land literarisch einzustellen. Diese Reihe aus dem Schweizer Kampa Verlag existiert bereits seit 2006 (erster Band „Denn alle tragen Schuld“) und Band 6 ist 2019 erschienen („Auf einem einsamen Weg“). Ihr reist in den kleinen Ort Three Pines, der für euch vielleicht ebenso eine Abwechslung darstellt wie für den ermittelnden Inspektor aus Québec.

Ein bisschen ins Grüne mögt ihr schon, aber nicht in die Ferne schweifen? Dann wäre „Was grünt und blüht in Hamburg. Ein pflanzenkundlicher Stadtführer“ aus dem Hamburger Junius Verlag genau das richtige Buch für euch. In der Natur kann man prima Abstand halten, es gibt eine Menge grüner Flächen in Hamburg, die relativ leer und auch einen Besuch wert sind (Tipp: Einfach mal den Hamburger Süden erkunden, in der Fischbeker Heide fällt das Abstand halten wirklich nicht schwer).

So könnten wir noch seitenweise weitermachen. Uns interessiert aber, welche literarischen Gedankenreisen ihr gerne unternehmen möchtet. Interessieren euch Romane, Sachbücher oder Lyrik? Möchtet ihr mehr über kleine, unabhängige Verlage lesen oder hinter die Kulissen im Lesesaal schauen? Seid ihr interessiert daran, was in den kommenden Wochen an Programm läuft (virtuell oder im Innenhof des Lesesaals)? Lasst es uns wissen! Wir freuen uns sehr, wenn ihr via Social Media, per Mail und natürlich besonders im Lesesaal selbst mit uns Kontakt aufnehmt und uns eure Interessen und Wünsche mitteilt.

An dieser Stelle wünschen wir euch bereits jetzt ein wunderbares Wochenende!

Roma Maria Mukherjee

 

BLOG no 2 von Roma Maria Mukherjee

23. Juli 2020Blog

Backlist trifft auf #zweiterfruehling

Bücher nähren die Seele. Selbst wenn sie damit so etwas wie „Soul Food“ darstellen, haben sie Lebensmitteln etwas Entscheidendes voraus: Bücher verderben nicht!

In den Sozialen Medien tauchen in den Timelines mit Rezensionen und Buch-besprechungen regelmäßig die Neuerscheinungen auf – manchmal schon am ersten Verkaufstag in den Buchhandlungen. Denn Buchhändler*innen, Blogger*innen oder Journalist*innen haben diese häufig bereits vorab als Rezensionsexemplare erhalten und gelesen. Die Schar der Buchliebhaber*innen freut sich über Neuigkeiten und sämtliche Verlage, Autoren und Autorinnen auch, denn nur so erhalten sie für ihre jüngst erschienenen Werke auch ausreichend Aufmerksamkeit.

In diesem Jahr der Pandemie wurde die Aktion Hashtag „zweiterfruehling“ (diese hatten wir im letzten Blogbeitrag in der vergangenen Woche bereits beschrieben) von den Literaturhäusern ins Leben gerufen. Den Neuerscheinungen von Anfang 2020 bis Sommer 2021 wird damit in den Schaufenstern der Buchhandlungen und den Social-Media-Kanälen die gebührende Aufmerksamkeit zuteil.

Laut Statista sind alleine im Jahr 2019 etwas über 70.000 Titel auf dem deutschen Buchmarkt neu erschienen. Diese Titel verteilen sich auf alle Genres, wobei ein Fach-buch für Agrarwissenschaften wohl nicht das richtige Buch sein dürfte, wenn jemand nach einem Roman für den Sommerurlaub sucht. Reicht es also aus, wenn in einer Buchhandlung nur Neuerscheinungen stehen und Verlage sich darauf konzentrieren, möglichst schnell lediglich viele neue Publikationen herauszubringen?

Mitnichten! Und hier kommt die Lesesaal Buchhandlung und die Backlist der Verlage ins Spiel. Schaut man in die Definition zu diesem Begriff schreibt der Duden recht kurz dazu „Anzahl, Reihe, Verzeichnis von Büchern, die nicht in neuester Zeit erschienen sind, aber weiterhin im Programm eines Verlags geführt werden.“ Ist diese Backlist dann nicht das Rückgrat des gesamten Verlagswesens und der Buchhandelsbranche?

Wir finden: Die Backlist der Verlage und dessen Neuerscheinungen passen wunderbar zusammen! Wie verarmt wäre das Lesen einer mehrteiligen Krimiserie, wenn man die ersten beiden Bände im Erscheinungsjahr verpasst hätte und mit Band 3 einsteigen müsste, weil die anderen nicht mehr verlegt würden? Oder Werke von Autor*innen, die bereits vor einiger Zeit verstorben sind: Wie könnten diese für spätere Generationen überhaupt noch erfahrbar gemacht werden? Diese beiden Beispiele zeigen schon, dass ohne ein ausgewogenes Sortiment mit Neuer-scheinungen und Backlist würden die Bücherregale in Buchläden recht dürftig ausfallen.

Wie seht ihr das? Seid ihr auf der Suche nach Novitäten in den Postings auf Instagram & Co.? Oder freut ihr euch auch, wenn ihr ältere Werke vorgestellt bekommt? Was macht für euch ein ausgewogenes Lesefutter aus? Schreibt uns oder kommt einfach vorbei und erzählt uns etwas über eure Literaturwünsche. Lasst uns gemeinsam weiter die Liebe zur Literatur und den Büchern ausleben!

Roma Maria Mukherjee