Die Liebe zu Büchern

In einer Buchhandlung stehen Bücher im Mittelpunkt. Zunächst sind diese ’nur‘ Produkte, welche zum Verkauf stehen. Aber sind literarische Werke wirklich nur Waren wie Klopapier, Bleistifte oder Kaffeetassen? Vermutlich schütteln hier nicht nur Buchhändlerinnen und Buchhändler, sondern auch die meisten Beteiligten im Literaturbetrieb sowie die zahlreichen Leserinnen und Leser energisch den Kopf.

In den vergangenen Wochen gab es in den Feuilletons, in den sozialen Medien und in diversen Blogs einen Diskurs über die Rolle der Literaturkritik in der heutigen Zeit. Auf der einen Seite befänden sich die heterogenen Positionen von Literaturblogger*innen, die mehr über Befindlichkeiten schrieben als dezidierte Literaturanalyse betreiben würden, und auf der anderen Seite die Riege der Literaturkritiker*innen, die die Werke mit einer ihnen zugeschriebenen Distanz unter die Lupe nähmen und somit eine wichtigere Rolle in der Welt der Literaturvermittlung einnehmen würden.

Gibt es diesen vermeintlichen Gegensatz wirklich oder stehen sich beide Seiten nicht an und für sich viel näher, als dies die mediale Auseinandersetzung suggeriert? Sind nicht alle durch die gemeinsame Liebe zu den Büchern, der Literatur und dem geschriebenen Wort vereint?

Laut einem Online-Artikel des Börsenblattes aus dem Juni 2019 markierte das Jahr 2018 nach einer langen und entbehrungsreichen Zeit eine Trendwende in der deutschen Buchbranche. Die Zahl der Buchkäufer*innen stieg im 6-stelligen Bereich, die Umsätze blieben stabil und die Tendenz für das vergangene Jahr war steigend. 2020 kam dann die Pandemie und wirbelte die gesamte Welt auf eine noch nicht gekannte Weise durcheinander. Ist dieses besondere Jahr ein guter Zeitpunkt für den Literaturbetrieb, um Differenzlinien der verschiedenen Beteiligten zu verstärken oder sollte der Fokus nicht lieber auf den Leistungen aller Engagierten liegen? Verliert der etablierte Literaturbetrieb an Bedeutung durch die Aktivitäten von Blogger*innen oder Aktivist*innen in den Sozialen Medien?

Wir meinen, dass alle Bemühungen um die Vermittlung von Literatur ihren Platz haben. Die eigentliche Bedeutung eines Werkes entsteht ja dadurch, dass es wahrgenommen und gelesen wird. Dazu braucht es Publikum. Dieses Publikum ist naturgemäß heterogen, liest aus unterschiedlichen Gründen zu verschiedenen Anlässen und hat somit auch viele verschiedene Bedürfnisse. Die literaturwissenschaftlich interessierte Leserschaft schätzt sicher auch weiterhin dezidierte literaturkritische Zeitungsartikel. Instagram-Nutzer freuen sich vielleicht auch über den Tipp der Woche eines Accounts, dem sie oder er folgen und dessen Empfehlung sie anlässlich eines Geburtstages beispielsweise verschenken möchten. Vielleicht ist eben dieses Posting mit dem Stichwort „leicht und schnell zu lesen“ die Motivation, dieses Buch in die Kaufentscheidung mit einzubeziehen. Oder jemand sucht Literatur zu einem bestimmten Ort, um sich für eine Reise einzustimmen, dass über die Suche bei Google auf einen ausführlichen Blogbeitrag hinweist, der darüber hinaus auch noch viele andere unterhaltsame Inhalte für die Suchenden aufweist. Vielleicht kommen Suchende und Bloggende über die Kommunikationsfunktion eines Beitrags auch noch mit einander in Kontakt und haben weiterführenden Austausch als nur die sachliche Analyse oder Bewertung eines Textes.

Die Diskussion über das „Entweder-Oder“ erinnert ein wenig an die Debatten über die Kategorien „Unterhaltung“ oder „Ernsthaftigkeit“. Zum Glück sind aber sowohl Bücher, Verlage, Tätigkeiten im Literaturbetrieb und natürlich auch Buchhandlungen und Leser*innen vielfältig. Für alle gibt es einen Platz, eine Berechtigung und hoffentlich auch weiterhin viele neue Bücher.

Wie immer freuen wir uns, wenn ihr mit uns in Kontakt tretet. Kommt vorbei, schreibt uns via Social Media oder kontaktiert uns per Mail. Lasst uns gerne wissen, wie eure Ansichten zu dem Thema sind. Wir wünschen euch eine angenehme Woche!

Roma Maria Mukherjee