Die Leipziger Buchmesse und das Gastland Portugal

Wer hätte 2020 geglaubt, dass selbst im Mai 2021 (die von März verschobene Leipziger Buchmesse) nicht stattfinden kann? Vermutlich haben die meisten Fans der Messe gehofft, dass es schon irgendwie gehen könnte. Gastland 2021 wäre Portugal gewesen. Amtlich Portugiesische Republik genannt, liegt dieser EU-Staat im Westen der iberischen Halbinsel. Weltweit ist portugiesisch Muttersprache für insgesamt 240 Millionen Menschen und mit dieser Anzahl ist die Sprache eine Weltsprache. Ein bisschen davon konnten wir hoffentlich mit dem Lyrikband „VERSschmuggel – Contrabando de VERSOS“ bei unserer 100. Folge „Vorgelesen bekommen“ aus dem Theater im Zimmer zeigen. Der schon 2009 bei Wunderhorn erschienene Band verdient für die Außergewöhnlichkeit des zugrundeliegenden Projekts nach wie vor Aufmerksamkeit.

Leider wurde nun auch das zweite Jahr die Buchmesse Leipzig abgesagt. Wir freuen uns umso mehr, dass der Auftritt des Gastlandes Portugals nun im Jahr 2022 stattfinden wird. Nachstehend möchten wir Vorfreude auf das kommende Jahr generieren und zwar mit dem Hinweis auf fünf Buchpublikationen aus deutschen unabhängigen Verlagen:

Bereits im Oktober 2019 im Bonner Weidle Verlag erschienen ist „Roter Staub. Mosambik am Ende der Kolonialzeit“ von Isabela Figueiredo (aus dem Portugiesischen übersetzt von Markus Sahr). Die Erinnerungen sind mit einem Nachwort von Sophie Sumburane veröffentlicht worden. Die Autorin war mit diesem Titel am 29. November 2019 im Lesesaal zu einer Lesung. Der Band enthält 172 Seiten, hat Fadenbroschur und kostet 23 Euro. Eine ausführliche Inhaltsangabe findet ihr auch in unserem Online-Shop. Zur Autorin schreibt der Weidle Verlag:

Isabela Figueiredo wurde 1963 in Lourenço Marques, dem heutigen Maputo, geboren. Mitten in den Kolonialkriegen wächst sie in enger Nachbarschaft zu den Schwarzen auf, doch als Weiße. Diese Jugend geht früh zu Ende: 1975, nach der Nelkenrevolution und Mosambiks Unabhängigkeit, verläßt sie Afrika allein und lebt fortan – bis zum Studium – bei Verwandten in der tiefsten portugiesischen Provinz. Die Eltern wird sie erst zehn Jahre später wiedersehen, als auch sie aus Afrika zurückkehren. Mit nahezu leeren Händen kommen diese »retornados« nach Portugal, verachtet von der einheimischen Bevölkerung, die in ihnen arbeitsscheue Versager sieht.“

Auch der zweite Titel, den wir euch ans Herz legen möchten, stammt von der Autorin und ist im Weidle Verlag erschienen: Der Roman „Die Dicke“ ist im Februar 2021 erschienen. Die Neuerscheinung wurde von Marianne Gareis übersetzt.

„Maria Luísa ist jung, intelligent, eigensinnig. Sie ist eine gute Schülerin und verfolgt auch später konsequent ihren eigenen Weg. Doch sie ist dick. Hoffnungslos dick. Dieser Umstand überlagert und beschädigt alles: ihre sozialen Kontakte, ihr Gefühlsleben (die komplizierte Beziehung zu David, ihrer großen Liebe), ihren Wirklichkeitsbezug. Schon als Teenager leidet sie darunter und muß in resigniertem Schweigen das Mobbing durch ihre Mitschüler ertragen. Neben ihrer dominanten Freundin Tony – schlank, schön und von allen Jungs umschwärmt – ist sie »das Monster«, »der Blauwal«. Im Studium lernt sie David kennen. Obwohl er ihren Körper begehrt, schämt er sich vor seinen Freunden für ihr Aussehen und bittet sie, ihn nicht mehr zu besuchen. Er beendet die Beziehung, doch kann sich Maria Luísa nicht vollends von ihm lösen. Von den eigenen Eltern fühlt sie sich bedrängt und eingeschränkt, dennoch werden sie ihr nach deren Tod fehlen. Als Erwachsene faßt Maria Luísa den Entschluß, ihren Magen operativ verkleinern zu lassen.

Die Erzählerin dieses autobiographischen Romans geht durch die Räume der Wohnung, die sie mit ihren Eltern nach deren Rückkehr aus Mosambik bewohnt hat; die einzelnen Zimmer bilden die Kapitelüberschriften.“ (Die Romanbeschreibung stammt vom Weidle Verlag)

Außerdem möchten wir euch gerne noch folgende Titel empfehlen:

Sophia de Mello Breyner Andresen „Exemplarische Erzählungen“, übersetzt von Michael Kegler, im März 2021 im Elfenbein Verlag erschienen. 7 Meistererzählungen, die auf bekannte Persönlichkeiten zu Zeiten des Salazar-Regimes verweisen (zwischen 1930 und 1974).

Ralph Roger Glöckler „Kurs auf die Freiheit. Portugal nach der Nelkenrevolution“, ebenfalls im März 2021 beim Elfenbein Verlag verlegt. Erstmalig erschien das Buch 1980. In diesem Reisebuch geht es unter anderem darum, wie die Bewohner Portugals mit dem Meer verbunden sind und das Land in Richtung Freiheit zielgerichtet voranschritt.

Ana Luísa Amaral „Was ist ein Name“, übersetzt aus dem Portugiesischen von Michael Kegler und Piero Salabé. Die Gedichte sind im März 2021 in der Edition Lyrik Kabinett bei Hanser erschienen. Die Lyrikerin ist eine der beliebtesten Dichterinnen Portugals und ihre Gedichte zeichnen sich durch eine klare, feinsinnige Sprache aus.

Habt ihr Lust auf portugiesische Literatur und das Land bekommen? Dann nichts wie ran an diese und viele weitere Bücher. Da bis zur Leipziger Buchmesse 2022 noch Zeit ist, könnt ihr schon mal „vorlesen“ und im kommenden Jahr mitreden! Schaut im Lesesaal an der Stadthausbrücke vorbei – wir beraten euch gerne.

Den Weidle Verlag aus Bonn werden euch an dieser Stelle im Herbst 2021 in einem eigenen Blog-Beitrag vorstellen. Darauf freuen wir uns schon sehr.

Wir wünschen euch ein wunderbares Wochenende – genießt die Sonne!

Roma Maria Mukherjee

roma.mukherjee@lesesaal-hamburg.de