Jaipur Literature Festival 2021 – 19. bis 28. Februar 2021

„Spread literature against all odds“ – dieser Wahlspruch beschreibt das kürzlich statt gefundene indische Literaturfestival ganz hervorragend – in Zeiten der Pandemie das „New Normal“ anzunehmen und bei allen Widrigkeiten ein qualitativ hochwertiges, charmantes und warmherziges digitales Event erschaffen. Dies ist dem Team des Festivals und allen Beteiligten auf eine ganz eigene Weise gelungen.

 

Schriftsteller:innen, Künstler:innen, Verlage, Wissenschaftler:innen und Kulturbeteiligte der ganzen Welt waren virtuell zu Gast in Jaipur, Indien. Jeden Tag gab es Einblicke in die Welt der Literatur Indiens und des ganzen Globus. Über die Schwierigkeiten und Chancen der Pandemie wurde ebenso gesprochen, wie über das Thema von Literaturübersetzungen. Weltbekannte Autor:innen kamen ebenso zu Wort wie der schreibende Nachwuchs. Die Literaturszene Indiens, aber auch die Chinas, Afrikas und Europas wurden beleuchtet. Architektur, Sport, Bildung, Nachhaltigkeit – es wurde kaum ein Thema ausgespart. Die Rolle von Schriftstellerinnen, auch dass es Frauen im Literaturmarkt weltweit noch schwer haben – das JPL hat sich vielen aktuellen Diskursen gewidmet: In kleinen oder etwas größeren Talkrunden wurde auf hohem Niveau diskutiert, sehr wertschätzend miteinander und grafisch wunderbar umgesetzt mit Illustrationen, die die Talks einrahmten. Jeder Tag, egal ob auf den virtuellen Bühnen „Front Lawn“ oder „Durbar Hall“ begann und endete mit Musik. Viele unterschiedliche Trailer zeigten „Behind the scenes“, Kunstschaffende aus Indien oder wie das Festival in anderen Jahren mit Besuchern ausgesehen hat. Hach – das war Kultur für die Seele!

 

 

JPL wurde 2006 ins Leben gerufen: Von der Initiative Jaipur Virasat Foundation und den Schriftsteller:innen William Dalrymple und Namita Gokhale und es wird produziert von Sanjoy Roy (Teamwork Arts). Das „Diggi Palace Hotel“ in Jaipur, Rajasthan ist die Hauptlocation des Festivals. Ursprünglich gehörte das Festival zum Jaipur Heritage International Festival und wurde zum „Stand-alone-Literatur-Festival“ ab 2008. Es ist das weltgrößte, freie Literaturfestival.

Die Begeisterung für die Literatur war jeden Tag spürbar – ein so wunderbares Event. Bemerkenswert ist, dass dieses Festival kostenfrei war: man musste sich nur registrieren. Es wurde von verschiedenen nationalen und internationalen Stellen gesponsert. Zusätzlich wurde um Spenden gebeten, die man unkompliziert digital erledigen konnte.

Über das Festival, dessen umfangreiches Programm und vieles mehr kann man sich auf folgender Seite informieren: Jaipur Literature Festival 2021.

Das JPL wurde in englischer Sprache präsentiert, was weltweit natürlich vielen Zuschauer:innen die Teilnahme ermöglicht hat. Dies ist sehr generös, denn es handelte sich ja um ein indisches Festival – ein Event aus einem Land mit sehr vielen indischen Sprachen. Das Publizieren in indischen Sprachen (oder auch in afrikanischen Sprachen), war übrigens auch ein großes Thema, welches immer wieder angesprochen wurde. Dies war auch 2020 bei der digitalen Frankfurter Buchmesse ein Thema, welches allerdings in Deutschland viel zu wenig diskutiert wurde (und wird). Die Vielfalt von Sprachen und das Recht auf die Publikation in der Muttersprache sind Themen, die mehr diskutiert werden sollten. Aber darüber sicher mehr in einem anderen, irgendwann folgenden, Blogbeitrag hier.

Die Beiträge des Festivals sollen nach und nach bei YouTube auf der Seite des Jaipur Literature Festivals eingestellt werden – es lohnt sich, dort hineinzuschauen!

„Jaipur Literature Festival 2021 embraces new digital paradigms with a specially curated festival experience” – vielleicht lassen wir uns einfach alle von diesem Spirit mitnehmen und ärgern uns nicht länger darüber, was alles nicht möglich ist, sondern sind kreativ und nutzen die Chancen und Möglichkeiten der digitalen Welt in ihrem besten Sinne!

Ihr habt euch das Festival auch angeschaut oder Fragen? Dann schreibt uns doch einfach an roma.mukherjee@lesesaal-hamburg.de – wir freuen uns immer darauf, mit euch direkt zu kommunizieren!

Roma Maria Mukherjee