PCR-Tests, Fuckability und was sonst noch so geht…

Mal ein anderer Aufschlag hier im Lesesaal-Blog. 

Christian Pfaff, Betreiber des Kunstraums OBERFETT, schickte auf Anfrage nach seinem aktuellem Lieblingsbuch gleich den Rundumschlag zurück. Aktuell hat er sich mit anderen Herausforderungen herumzuschlagen. Gelesen wird trotzdem…

Neulich las ich an irgendeiner Stelle im Web sowas in der Art: „Wenn Du jemanden kennenlernst und später in dessen Bude keine Bücher siehst, dann vögel‘ nicht mit ihm/ihr.“ Als Handlungsempfehlung durchaus nachvollziehbar. Ich selbst könnte noch hinzufügen: „Und wenn keine gute Kunst an den Wänden hängt, dann vielleicht erstmal nur knutschen und dann weitersehen.“

Vor drei Wochen wurde ich mit Covid infiziert. Das Ergebnis des PCR-Tests leuchtete knallrot auf dem Smartphone-Screen und mit einem Schlag wurde mir klar: „Jetzt muss der Buchhandel gesponsert werden.“ Denn wer seine Quarantänezeit ernsthaft vor dem Bildschirm verbringen will, kommt höchstwahrscheinlich kränker aus der verordneten Kontaktsperre als er hineinverordnet wurde. Zumal ich ja auch finde, dass man mittlerweile web-, app- und flixmäßig dermaßen mit Werbung zugeschissen wird, dass sich einem die Fußnägel aufrollen. Auch das soll dem Genesungsprozess nicht zuträglich sein. Hier nun allerdings der Tipp desjenigen, der seine Corona-Zeit schon hinter sich hat: Seid schlau, bereitet Euch vor und tut Gutes.

Wer schlau ist, antizipiert das Unvermeidliche. Im Hinblick auf Corona zum Beispiel: Habt schon ein paar Sachen da, und geht nicht erst einkaufen, wenn Ihr zwei rote Streifen auf dem blöden Schnelltest seht. In meinem Fall habe ich mich geärgert, dass nicht ausreichend Single Malt da war. Auch das Gras war recht knapp bemessen. Vor allen Dingen aber habe ich mich geärgert, dass ich nicht vorher im Lesesaal war. Aus gleich mehreren Gründen:

 1. Hamburgs beste Buchhandlung könnte wahrlich ein paar mehr Kunden vertragen. Schon allein, weil die bezaubernde Stephanie Krawehl und ihre Kollegen und Kolleginnen stets rasend gute Tipps zum Lesen da haben.

 2. Die dufte Lage und der exzellente Kaffee laden zum entspannten Verweilen ein. Ich persönlich, der Bücher gerne nach Cover, Geruch und Klappentext kauft, könnte stundenlang durch die Räume an der Stadthausbrücke schlendern und Lesenswertes stapeln.

 3. Jeder hat einfach die verdammte Aufgabe, den durch die beschissene Bequemlichkeit und Drecksäcke wie Jeff Bezos ausgelösten Mord am Buchhandel aufzuhalten. Meinetwegen hab‘ Amazon-Prime, aber nicht für Bücher, sondern für Filme und den ganzen anderen Shizzel, den Du zu faul bist, beim Mediamarkt aus dem Regal zu rupfen. Aber Bücher? Echt jetzt? Dafür gehst Du in den Lesesaal (am besten) oder zu anderen Buchhandlungen (je kleiner desto besser, auch gut).

Sorry für die Explosion. Bei Vorbereitungen waren wir stehengeblieben. Beinahe hätte ich nach meinem positiven Testergebnis also nur den Altbestand lesen müssen, der zwar nicht ohne ist, aber auch hier ist der Lesesaal-Connect einfach unersetzlich. Kleiner Anruf in der Innenstadt: „Sagt mal, ich lieg hier gleich krank rum, ich brauch‘ was fürs Auge, Herz und Hirn. Ich stehe auf brutale Gewalt, ältere Herren, Glasgow – und das alles gerne von einer Frau geschrieben.“ Die Antwort kommt wie aus der 45er Magnum geschossen: „Schon mal was von Denise Mina gelesen?“ Hatte ich noch nicht. Jetzt weiß ich, dass die Gute sogar für ein Subgenre der schönen Hier- wird-getötet-Literatur steht, dem Tartan-Noir. Holperig übersetzt würde man wohl sagen, dem schottischem Krimi-Noir. Ich las dann bei leichter Symptomatik den Titel „Götter und Tiere“, war begeistert ob der herrlich philosophischen Schreibweise, orderte noch weitere Werke der Schreiberin nach, reichte mir selbst abends zur Desinfektion das eine oder andere kleine Gläschen Lagavullin und durfte die Quarantäne gut genesen innerhalb kürzester Zeit wieder verlassen.

Auch das Bücherregal wurde in der Zeit aufgeräumt, was meine Fuckability bestimmt massiv gesteigert hat (vgl. Einstieg des Blog-Beitrags). Also: Leute, reißt Euch zusammen! Bereitet Euch vor! Shoppt Euch einen schönen Stapel Bücher zusammen. Alles weitere regelt ein Bundesgesetz.

In diesem Sinne: Slàinte mhath! (So sagt man Prost auf Schottisch)

Cheerio, Pfaff Daddy